Pubertät

 

Wer kennt sie nicht, die Zeit, um die so viel Aufhebens gemacht wird: Die Pubertät. Aus dem lateinischen übersetzt heißt das Wort so viel wie "Mannwerdung". 
Auch wenn es natürlich die Mädchen* und Frauen* genauso betrifft. Sinngemäß ist es vergleichbar mit einer Metamorphose. Die kennen wahrscheinlich die meisten aus dem Biologieunterricht. Das bekannteste Beispiel hier, ist die Verwandlung der Raupe zum Schmetterling. 

Bei den Menschen passiert in der Pubertät etwas ganz Ähnliches. Sie beschreibt die Lebensphase, in der du vom Kind zum jungen Erwachsenen wirst. 

Aber wo fangen wir an?

Jungen* und Mädchen* werden in dieser Zeit häufig von grundlegenden Veränderungen heimgesucht. Die einen nehmen diese Zeit als sehr spannend und aufregend wahr, andere fühlen sich von den ganzen Veränderungen total überrollt und wünschten sich die Pubertät überspringen oder verschlafen zu können. Denn tatsächlich hat es diese Zeit in sich. Sie ist geprägt von grundlegenden Veränderungen auf der körperlichen, geistigen und emotionalen Ebene.

Schauen wir uns das mal genauer an und konzentrieren uns zunächst auf die körperlichen Veränderungen. Vor der Pubertät unterscheiden sich Mädchen* und Jungen* kaum. Stimme, Körperbau und Gesicht weisen keine grundlegenden Unterschiede auf. 
Mit der Bildung der Sexualhormone verändert sich das jedoch grundlegend! 

Veränderungen bei den Jungen*

 

Bei den Jungen* beginnt die Pubertät etwas später als bei den Mädchen*, nämlich mit dem 11. Lebensjahr. 

Durch die Sexualhormone erleben viele Jungen* einen enormen Wachstumsschub. Nach und nach formiert sich die typisch „männliche Figur“. Die Schultern werden breiter und mehr Muskelmasse entsteht. 

Auch die Geschlechtsorgane wie Penis & Hoden reifen aus. Überall wachsen Haare: Im Intimbereich, in den Achselhöhlen, aber auch an den Beinen und auf der Brust. Häufig warten Jungen* sehnsüchtig auf den ersten Bartwuchs. Andere fühlen sich genervt davon und haben keine Lust auf die tägliche Pflege. Wenn hier noch geteilte Meinungen zu herrschen scheint, sind sich fast alle darüber einig, Jungen* wie Mädchen*, dass die Mehrproduktion von Fett, die häufig an den Haaren und im Gesicht sichtbar wird und die Entstehung von Pickeln oder einer handfesten Akne, als sehr unangenehm empfunden wird. 

 

Den ersten Samenerguss erleben die meisten Jungen* zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr. Diesen Zustand nennt man dann auch Geschlechtsreife. 

 

Auch die Stimme der Pubertierenden verändert sich. Hier ist die Ausprägung bei den Jungen* allerdings viel deutlicher, als bei den Mädchen*. Die Stimme wird tiefer, der Stimmbruch entsteht. Häufig wechseln sich eine Zeitlang die hohen und tiefen Töne ab. Was für die Zuhörer*innen manchmal sehr lustig klingt, kann sich für diejenigen, die es betrifft so gar nicht lustig anfühlen. 

 

Insgesamt können diese körperlichen Veränderungen länger als bis zum 20. Lebensjahr andauern. 

Veränderungen bei den Mädchen*

 

Ähnlich wie bei den Jungen* verläuft auch die Pubertät bei den Mädchen*. Auch wenn sie hier in der Regel etwas früher beginnt. Die Ausschüttung der Sexualhormone, beginnt im Schnitt mit dem 9. Lebensjahr. 


Analog zu dem Wachstumsschub der Jungen, entwickelt sich bei den Mädchen* die typisch „weibliche Figur“. Die Hüfte wird breiter, die Taille bildet sich aus, die Brüste wachsen, so wie auch die Vulvalippen und die Klitoris. Aber nicht nur die Größe der Geschlechtsorgane verändert sich, auch die Farbgebung von Vulva und Brustwarzen, sie werden meist etwas dunkler. 

 

Was wächst außerdem? Natürlich die Eierstöcke. Mit etwa 11 - 14 Jahren tritt bei den meisten Mädchen die Geschlechtsreife ein. Wichtigstes Merkmal hierfür ist die erste Menstruation. Bei einigen Mädchen* beginnt sie allerdings auch schon früher, etwa mit neun oder zehn Jahren, bei anderen Mädchen beginnt sie auch erst später z.B. mit 15 oder 16 Jahren. Genau lässt sich dieser Zeitpunkt nicht bestimmen. Der Umgang mit der Menstruation ist auch bei der Gruppe der Mädchen sehr unterschiedlich. Die einen sind stolz, andere genervt und überfordert und wieder andere fühlen sich auf einmal ganz erwachsen. Wusstest du, dass es Länder und Kulturen gibt, in denen der Umgang mit der ersten Menarche ganz gegensätzlich ist?

 

Was aber, sollte bei den Mädchen* noch erwähnt werden? Auch hier wachsen die Haare im Intimbereich, an Armen, Beinen und in den Achselhöhlen. Der Umgang mit Körperbehaarung ist immer auch einem zeitlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Wandel unterlegen. Manchmal verändert sich die eigene Meinung auch im Laufe des eigenen Lebens. Hier gilt, alles ist okay was dir selbst gefällt.

Doch was ist eigentlich "normal"?

 
Du merkst schon beim Lesen, es gibt typische Merkmale von Pubertät. Trotzdem hast du bestimmt auch Bilder von der Unterschiedlichkeit der Körper und Menschen, die du kennst und gesehen hast, vor Augen. Und genau das wollen wir nicht unerwähnt lassen. 

Denn gerade in der Pubertät ist der Wunsch nach „Normalität“ stark ausgeprägt. Was aber ist „normal“? Wer oder was prägt die Bilder dessen, was wir als „normal“ empfinden? „Nur schätzungsweise 4% aller Frauen* wären aufgrund ihrer körperlichen Möglichkeiten überhaupt in der Lage, dem aktuellen Schönheitsideal zu entsprechen.“ 
Tagtäglich werden wir mit Bildern aus Medien konfrontiert und zum Teil manipuliert. Was zur Folge hat, dass sich laut einer Studie der BzgA von 2015 nur etwa 50% der Mädchen* und 70% der Jungen* zwischen 14 und 25 Jahren wohl in dem eigenen Körper fühlen. 
Uns ist es wichtig, mit Euch darüber zu sprechen! 


Alle Körper sind unterschiedlich und entwickeln sich in ihrem eigenen Tempo. Manche Veränderungen passieren schnell, andere dauern ewig. Gefühlt oder real. 


Auch die Pubertät selbst kann neben normalen Schwankungen, aufgrund einer Vielzahl von Ursachen verfrüht oder verspätet auftreten. Erinnerst Du Dich noch an den Vergleich mit dem Schmetterling? Auch wenn es Zeiten gibt, in denen dir das nicht so vorkam oder vorkommt und dir der Vergleich mit dem Schmetterling unpassend erscheint. Das, was du in dieser Zeit leistest, oder geleistet hast, war und ist enorm. Auch wenn Du nicht zu jeder Zeit mit dem Ergebnis zufrieden warst oder bist. Damit bist du nicht alleine. Es geht vielen Menschen so, ob jung oder alt! 
 

Das, was in der Pubertät hinzukommt und den Umgang mit den unterschiedlichen Gefühlen, Verunsicherungen und Unzufriedenheit erschwert, ist das hormonelle Ungleichgewicht in dem Du Dich befindest!  Die Stimmungsschwankungen lenken und begleiten diesen Prozess. 

Die Stimmung wechselt bei vielen Jugendlichen, wie im April das Wetter. Das ist ganz schön anstrengend - aber normal!