Vielfalt

 Hast Du Dich schon mal von einer Person sexuell angezogen gefühlt? Wenn ja, hast Du ja vielleicht schon eine Idee, wie deine sexuelle Orientierung ist!?  

Der Begriff sexuelle Identität macht im Gegensatz zu dem Begriff sexuelle Orientierung deutlich, dass es sich bei der Sexualität um einen Bestandteil des Selbstverständnisses einer Person handelt. Deine Sexualität wird somit nicht nur durch die sexuelle Beziehung zu einer anderen Person bestimmt. 

SEX vers. GENDER

Viele Menschen nutzen auch die Unterscheidung in SEX - das körperliche/biologische Geschlecht und GENDER- das soziale Geschlecht.

Manchmal stimmt das körperliche und das soziale Geschlecht nicht überein. Dann fühlst Du dich vielleicht transident. 


Sexuelle Orientierung

Die sexuelle Orientierung sagt also aus, welches Geschlecht Du anziehend findest.
Hierbei gibt es sehr viele verschiedene Möglichkeiten, wie die Bezeichnung für das, was du fühlst lautet…

Bist Du heterosexuell, findest Du das andere Geschlecht anziehend. Z.B. findet ein Mädchen einen Jungen anziehend und umgekehrt.

 

Homosexuell bedeutet: Du findest das gleiche Geschlecht anziehend. Z.B. finden Mädchen andere Mädchen und Jungen andere Jungen anziehend. Das nennt man bei Mädchen auch lesbisch und bei Jungen schwul sein.

 

Bisexuell meint: Du fühlst Dich sich sowohl von dem eigenen als auch von mindesten einem anderen Geschlecht angezogen.

 

Bist Du pansexuell, fühlst Du Dich von dem Menschen, d.h. dessen Persönlichkeit, Charaktereigenschaft, Individualität sexuell angezogen, aber nicht von dessen Geschlecht.

 

Asexuelle Menschen verspüren selten oder nur unter bestimmten Voraussetzungen sexuelle Anziehung, egal welchem Geschlecht gegenüber.

Schubladen können helfen um Ordnung zu schaffen, aber nicht alle Menschen brauchen eine Einordnung.


 

Es gibt noch viele weitere sexuelle Orientierungen. Du musst dich nicht einer bestimmten zuordnen, wenn du es nicht kannst oder willst! 

Manchen Menschen gibt es Sicherheit, sich in solche Kategorien einzuordnen, andere fühlen sich dadurch eher eingeschränkt und verzichten daher auf eine Einordnung. Manchmal bezeichnen sich diese Menschen einfach als „queer“. 

LSBTI*

Ist dir in den letzten Jahren häufiger die Abkürzung LSBTI* begegnet?
Hierbei handelt es sich um eine Sammelbezeichnung, die für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* und intergeschlechtliche Personen steht. Das Sternchen ist ein Platzhalter für verschiedene Identitäten. Trans* ist ein Oberbegriff für verschiedene Geschlechtsidentitäten (transgender, transsexuell, transident…). 
Die Abkürzung kann Dir in unterschiedlichen Varianten begegnen und zum Beispiel noch Zusätze wie Q (queer/questioning), A (asexuell/ally), oder ein zweites T (transsexuell) beinhalten.

Romantische Orientierung

Warst du schon mal verliebt? Wenn ja, hast du eine Idee, wie deine romantische Orientierung zurzeit ist. Im Gegensatz zur sexuellen Orientierung geht es bei der romantischen Orientierung darum in welches Geschlecht du dich verliebst. Häufig ist die sexuelle und die romantische Orientierung die gleiche. Sie kann sich aber auch voneinander unterscheiden. Zum Beispiel könnte eine Person homoromantisch sein, sich also nur in Personen des eigenen Geschlechts verlieben, aber heterosexuell sein, sich also sexuell vom eigenen sowie von einem anderen Geschlecht angezogen fühlen. 

Die Bezeichnungen dafür sind identisch wie bei der sexuellen Orientierung.

Die Vielfalt der romantischen Orientierungen

 Bist Du heteroromantisch, verliebst du dich in das andere Geschlecht. Z.B. verliebt sich ein Junge in ein Mädchen und umgekehrt.

 

Homoromantisch bedeutet: Du verliebst dich in das gleiche Geschlecht. Z.B. verlieben sich Mädchen in andere Mädchen und Jungen in andere Jungen. 

 

Biromantisch meint: Du verliebst Dich sich sowohl in Personen mit deinem eigenen Geschlecht sowie mindestens eines anderen Geschlechts.

 

Bist Du panromantisch, verliebst Du Dich in den Menschen, d.h. dessen Persönlichkeit, Charaktereigenschaft, Individualität, aber nicht in dessen Geschlecht.

 

Aromantische Menschen verlieben sich nicht, selten oder nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Vorurteile und Homophobie

Es stimmt übrigens nicht, dass Homosexualität eine Krankheit ist und „behandelt“ werden kann oder müsste. Ebenso wenig ist es eine Frage der Erziehung. Kein Mensch kann sich seine sexuelle und/oder romantische Orientierung aussuchen. Allerdings kann sich Sexualität und Romantitzität im Laufe des Lebens verändern. Menschen, die in heterosexuellen Partnerschaften gelebt haben, leben manchmal später in homosexuellen und umgekehrt. 

Vermutlich tragen viele Faktoren dazu bei, ob sich ein Mensch seiner sexuellen und/oder romantischen Orientierung von Anfang an sicher ist oder ob sie sich im Laufe des Lebens noch entwickelt. Entgegen einiger veralteter Vorurteile ist aber sicher: Niemand kann zu einer homosexuellen Orientierung erzogen oder gar verführt werden.

Wenn Menschen Homosexualität verachten, heißt das Homophobie. Phobie ist griechisch und bedeutet Angst. Manche Menschen sprechen auch von Homo- Hass. 

Leider haben einige Leute immer noch ein Problem mit Homosexualität. Für manche Menschen sind Lesben keine „echten“ Mädchen und Schwule keine „echten“ Jungen.
Diese Vorurteile gibt es überall auf der Welt. In manchen Ländern dürfen Schwule und Lesben heiraten und Kinder adoptieren. In anderen steht Homosexualität unter Strafe.

Für Deutschland gilt seit 2006 das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), welches Schwule und Lesben vor vielen Benachteiligungen schützt.

Seit 2017 gibt es in Deutschland das Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts

Damit haben homosexuelle Ehepaare die gleichen Rechte wie heterosexuelle Paare.

Obwohl es diese Gesetze gibt, passiert es dennoch immer wieder, dass Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder sexuellen Identität benachteiligt werden. Wenn Du Dich selber nicht gut behandelt fühlst oder mitbekommst, dass andere Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität oder Orientierung schlecht behandelt werden, denke immer daran:
In wen ein Mensch sich verliebt oder von welchem Geschlecht sich ein Mensch sexuell angezogen fühlt lässt sich nicht beeinflussen. Es ist in der Regel nichts, was Du Dir vornehmen kannst! Es passiert einfach…

Sagt Dir das Wort Coming – Out etwas?

Es gibt einen Unterschied zwischen dem Inneren Coming-Out: nämlich dem Prozess, in dem Du selber feststellst, dass Du vielleicht nicht (nur) heterosexuelle und/oder -romantische Gefühle hast und dem äußeren Coming-Out.

Das äußere Coming-Out bezeichnet das bewusste Sagen oder Zeigen, anderen Personen gegenüber, dass man sich nicht (nur) heterosexuell und/oder -romantisch fühlt.

Wann und ob Du Dich vor anderen Menschen outest ist ganz alleine Dir überlassen. Du bist niemandem ein Coming-Out schuldig! Wenn Du Dir unsicher bist, wie und ob Du mit anderen Menschen, darüber sprechen magst, kannst Du Dich auch jederzeit in einer örtlichen Beratungsstelle von pro familia informieren oder Dir Unterstützung suchen.

Und denk daran: Liebe ist vielfältig. Genauso wie die Menschen, die uns umgeben!